Die Geste als Denkfigur : Dynamische Konzepte vom Werk im Prager Strukturalismus (Jan Mukařovský und Milan Jankovič) und in der Posthermeneutik (Dieter Mersch)
Der Aufsatz befasst sich mit der Rolle der Geste in der Ästhetik des Prager Strukturalismus, insbesondere bei Jan Mukařovský, und vergleicht diese mit Dieter Merschs Posthermeneutik. Beide Ansätze betonen die Dynamik des Kunstwerks und verwenden die Geste als zentralen Begriff, um den Rezeptionsprozess zu verstehen. Mukařovský definiert die „semantische Geste“ als eine dynamische, nicht qualitativ prädestinierte Intention, die sowohl vom Autor, dem Werk als auch vom Rezipienten abhängt. Diese Geste ist nicht statisch, sondern entwickelt sich im Wechselspiel zwischen diesen Instanzen. Die Autorin hebt hervor, dass Mukařovskýs Konzept der Geste eine anthropologische Dimension hat, indem es die Polyfunktionalität des Menschen in den Vordergrund stellt. Im Vergleich dazu kritisiert Mersch die traditionellen hermeneutischen Ansätze und entwickelt eine Posthermeneutik, die die Geste als einen Prozess des Sich-Entziehens und des dynamischen Verstehens betrachtet. Er sieht die Geste als einen zentralen Punkt des Verstehensprozesses, der zwischen dem Werk und dem Betrachter oszilliert. Die Auseinandersetzung mit der Geste spielt sowohl im Prager Strukturalismus als auch in der Posthermeneutik eine wichtige Rolle, um die Komplexität des Rezeptionsprozesses zu erfassen. Die Rezeption von Kunstwerken ist nicht nur eine Frage der Intention des Autors, sondern auch von der aktiven Teilnahme des Rezipienten abhängt, was zu einem dynamischen und offenen Sinnbildungsprozess führt.
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