Farben und Tiere in Igorlied und Zadonščina in literarhistorischer Sicht
Die Studie befasst sich mit der Semantik der Farbadjektive und der Rolle der Tiere in Slovo o polku Igoreve (Igorlied), die 1800 veröffentlicht wurde, aber angeblich aus der Zeit um 1200 stammt. Besondere Aufmerksamkeit wird außerdem der Zadonščina (Bericht über die Schlacht am Don) gewidmet, die in Versionen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert bekannt ist. Die Häufigkeit, Vielfalt und semantische Verknüpfung mit Phänomenen aus der unmittelbaren Umgebung des Menschen sowie der äußeren belebten und unbelebten Natur entsprechen in keiner Weise ihrer Verwendung in der altslawischen Literatur, mit Ausnahme der Abschriften der Zadonščina aus dem 17. Jahrhundert, und passen auch nicht in die europäische Literatur vor 1700. Stattdessen spiegeln sie den Sentimentalismus des 18. Jahrhunderts wider, wie auch die anthropomorphen Funktionen der Tiere, einige bedeutende poetische Bilder, auktoriale poetische Reflexionen, die Einbeziehung der vorchristlichen Kultur und Elemente von Märchen. Unabhängig von der Frage seiner Authentizität erscheint der Text um 1800 zudem als politisches Manifest, das auf der Grundlage des christlichen Konservatismus zu sozialen Reformen aufruft und sogar von den Ideen der Freimaurerei inspiriert ist.
Die Studie untersucht die semantische Verwendung von Farbadjektiven und die Rolle von Tieren in zwei bedeutenden Werken der altrussischen Literatur: dem „Igorlied“ und der „Zadonščina“. Beide Werke sind Schlüsseltexte der ostslavischen Literatur, die historische Ereignisse in poetischer Form darstellen. Das „Igorlied“ behandelt den fehlgeschlagenen Feldzug von Igor gegen die Polovcer im Jahr 1185, während die „Zadonščina“ die Schlacht auf dem Schnepfenfeld 1380 thematisiert. Drews zeigt, dass die Häufigkeit, Vielfalt und Kombination von Farben und Tieren in diesen Werken stark vom üblichen Gebrauch in der altrussischen Literatur abweicht. Diese Merkmale passen weder in den Kontext der altrussischen Literatur noch in die europäische Literatur vor dem 18. Jahrhundert. Vielmehr reflektieren sie den Stil des 18. Jahrhunderts, insbesondere den russischen Sentimentalismus, der anthropomorphe Funktionen von Tieren und eine intensive Farbgebung bevorzugte. Farben wie Blau, Rot und Gold werden im „Igorlied“ und in der „Zadonščina“ häufig verwendet und symbolisieren sowohl natürliche als auch übernatürliche Phänomene. Drews stellt zudem die Authentizität des „Igorlieds“ in Frage und deutet an, dass es sich um eine Fälschung des späten 18. Jahrhunderts handeln könnte. Trotz des traditionellen Status des „Igorlieds“ als ältestes fiktionales Werk der russischen Literatur, sieht er es als ein Werk, das stark von den literarischen und politischen Strömungen seiner Entstehungszeit beeinflusst ist. Unabhängig von seiner Echtheit interpretiert Drews das „Igorlied“ als ein politisches Manifest, das soziale Reformen auf Grundlage eines christlichen Konservatismus fordert und sogar von Ideen der Freimaurerei inspiriert ist. Insgesamt bietet die Studie eine tiefgehende Analyse der farblichen und tierischen Symbolik im „Igorlied“ und der „Zadonščina“ und legt nahe, dass diese Werke eher moderne literarische Produkte sind als authentische mittelalterliche Texte.
The study examines the semantic use of colour adjectives and the role of animals in two important works of Old Russian literature: the ‘Song of Igor’ and the ‘Zadonščina’. Both works are key texts of East Slavic literature that depict historical events in poetic form. The ‘Song of Igor’ deals with Igor's failed campaign against the Polovci in 1185, while the ‘Zadonščina’ thematises the Battle of the Snipe Field in 1380. Drews shows that the frequency, variety and combination of colours and animals in these works deviate greatly from the usual use in Old Russian literature. These features fit neither into the context of Old Russian literature nor into European literature before the 18th century. Rather, they reflect the style of the 18th century, especially Russian sentimentalism, which favoured anthropomorphic functions of animals and intense colouring. Colours such as blue, red and gold are frequently used in the ‘Igor Song’ and the ‘Zadonščina’ and symbolise both natural and supernatural phenomena. Drews also questions the authenticity of the ‘Song of Igor’ and suggests that it could be a forgery from the late 18th century. Despite the traditional status of the ‘Song of Igor’ as the oldest work of fiction in Russian literature, he sees it as a work that is strongly influenced by the literary and political currents of its time. Regardless of its authenticity, Drews interprets the ‘Song of Igor’ as a political manifesto that calls for social reforms based on Christian conservatism and is even inspired by the ideas of Freemasonry. Overall, the study offers an in-depth analysis of the colour and animal symbolism in the ‘Song of Igor’ and the ‘Zadonščina’ and suggests that these works are modern literary products rather than authentic medieval texts.
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