Der Religionsdisput in Feofan Prokopovyčs Vladimir

Gewöhnlich wird Feofan Prokopovyčs Tragödienkomödie Vladimir als ein frühes Beispiel für die kirchlichen Reformanliegen des Autors angesehen, die er ab 1716 im Russischen Reich verwirklichte. Eine detaillierte Analyse des religiösen Streits, der im Mittelpunkt des Stücks steht, und seiner literarischen Quellen führt jedoch zu einer eher biografischen Lesart, nach der sich der junge Autor an der Kiewer-Mohyla-Akademie für seine Arbeit als Professor für Rhetorik empfahl. Er, der ehemalige Anhänger der Union, betont die griechischen Wurzeln des östlichen Christentums und präsentiert sich als loyaler Vertreter der moskauorientierten Orthodoxie. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er mit Hetman Mazepa in Bezug auf die politische Lage der Ukraine zu jener Zeit nicht einer Meinung war.

Der Aufsatz analysiert das Theaterstück „Vladimir“ des russischen Schriftstellers Feofan Prokopovyč. Dieses Werk, eine sogenannte „Tragedokomedija“, behandelt die Christianisierung der Rus durch Fürst Vladimir und enthält einen zentralen Religionsdisput, der die Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und der heidnischen Religion thematisiert.

Franz stellt fest, dass das Stück häufig als frühes Beispiel für Prokopovyčs kirchliche Reformbestrebungen angesehen wird, die er später im russischen Reich umsetzte. Durch eine detaillierte Analyse des religiösen Disputs und seiner literarischen Quellen wird jedoch eine biographische Lesart vorgeschlagen. Diese Interpretation sieht das Stück als Versuch des jungen Autors, sich an der Kiewer Mohyla-Akademie zu empfehlen, wo er als Professor für Rhetorik arbeitete. Prokopovyč, ursprünglich ein Befürworter der Union mit Rom, betont in „Vladimir“ die griechischen Wurzeln des östlichen Christentums und präsentiert sich als loyaler Vertreter der moskauerorientierten Orthodoxie.

Der Aufsatz beleuchtet den historischen und kulturellen Kontext, in dem das Stück entstanden ist, sowie die theologischen und philosophischen Quellen, auf die Prokopovyč zurückgriff. Die Darstellung des Religionsdisputs zeigt, wie Prokopovyč traditionelle religiöse Fragen aufgriff und diese in einem neuen, christlichen Licht präsentierte. Diese Auseinandersetzung spiegelt die religiösen und politischen Spannungen in der Ukraine zu Beginn des 18. Jahrhunderts wider, insbesondere die Beziehungen zwischen der orthodoxen Kirche, der katholischen Kirche und der Union mit Rom.

Insgesamt bietet Franz' Analyse eine neue Perspektive auf „Vladimir“ und stellt die bisherige Forschung infrage, indem sie den biographischen Hintergrund und die lokalen Einflüsse auf Prokopovyčs Werk betont.

The essay analyses the play ‘Vladimir’ by the Russian writer Feofan Prokopovyč. This work, a so-called ‘Tragedokomedija’, deals with the Christianisation of Rus by Prince Vladimir and contains a central religious dispute that addresses the conflict between Christianity and pagan religion.

Franz notes that the play is often regarded as an early example of Prokopovyč's ecclesiastical reform endeavours, which he later implemented in the Russian Empire. However, through a detailed analysis of the religious dispute and its literary sources, a biographical reading is proposed. This interpretation sees the play as an attempt by the young author to recommend himself to the Kiev Mohyla Academy, where he worked as a professor of rhetoric. Prokopovych, originally a supporter of the union with Rome, emphasises the Greek roots of Eastern Christianity in ‘Vladimir’ and presents himself as a loyal representative of Moscow-oriented Orthodoxy.

The essay sheds light on the historical and cultural context in which the play was written, as well as the theological and philosophical sources that Prokopovyč drew on. The depiction of the religious dispute shows how Prokopovyč took up traditional religious questions and presented them in a new, Christian light. This dispute reflects the religious and political tensions in Ukraine at the beginning of the 18th century, in particular the relations between the Orthodox Church, the Catholic Church and the Union with Rome.

Overall, Franz's analysis offers a new perspective on ‘Vladimir’ and challenges previous research by emphasising the biographical background and local influences on Prokopovyč's work.

 
 

 

 

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