„Transparente“ partizipantenbezogene Adverbien im Polnischen und Russischen?
Im Bereich der adjektivischen Adjunkte (d. h. außerhalb der Nominalphrase) verwenden das Russische und das Polnische unterschiedliche Kodierungsstrategien, um die semantische Ausrichtung der Adjunkte entweder auf das Ereignis oder auf einen seiner Teilnehmer auszudrücken. Die Ereignisorientierung, die für Adverbiale (im engeren Sinne) charakteristisch ist, wird typischerweise durch Adverbien ausgedrückt. Adjektive hingegen werden verwendet, um die Teilnehmerorientierung wiederzugeben, und sind somit prototypische Beispiele für sekundäre Prädikate. Dennoch weisen Adverbien, insbesondere im Polnischen, manchmal eher eine Teilnehmerorientierung als eine Ereignisorientierung auf. Dies ähnelt einem Phänomen, das aus dem Englischen als "transparent adverb" bekannt ist, d. h. ein Adjunkt, das die Form eines Adverbs annimmt und über den psychischen Zustand eines Teilnehmers des Ereignisses informiert, wobei dieser psychische Zustand als Ursache oder Folge des durch die primäre Prädikation bezeichneten Sachverhalts angesehen wird. Der Artikel untersucht, ob auch für das Polnische und das Russische eine Kategorie "transparentes Adverb" angenommen werden sollte.
Der Aufsatz „Transparente partizipantenbezogene Adverbien im Polnischen und Russischen?“ von Martin Renz und Gerd Hentschel untersucht die Verwendung von Adverbien und Adjektiven in den slawischen Sprachen, insbesondere im Polnischen und Russischen, und deren semantische Funktionen. Der Fokus liegt auf der Differenzierung zwischen Adverbien, die Ereignisse beschreiben, und solchen, die sich auf Teilnehmer eines Ereignisses beziehen, sowie auf der Frage, ob es eine Kategorie „transparenter Adverbien“ in diesen Sprachen gibt, ähnlich wie im Englischen. In den slawischen Sprachen, insbesondere im Polnischen und Russischen, wird zwischen Adverbien, die die Art und Weise eines Ereignisses beschreiben (ereignisorientierte Adverbien), und Adjektiven, die Zustände oder Eigenschaften eines Teilnehmers des Ereignisses beschreiben (partizipantenbezogene Adjektive), unterschieden. Während das Deutsche diese Unterscheidung morphologisch nicht trifft, sind im Polnischen und Russischen Adverbien und Adjektive klar voneinander getrennt, was zu unterschiedlichen syntaktischen und semantischen Strukturen führt. Die Autoren stellen fest, dass es im Polnischen und Russischen Fälle gibt, in denen Adverbien eine partizipantenbezogene Funktion übernehmen und somit ähnlich wie sogenannte „transparente Adverbien“ im Englischen wirken. Diese Adverbien geben nicht nur die Art und Weise eines Ereignisses wieder, sondern beziehen sich auch auf den emotionalen oder psychischen Zustand eines Teilnehmers, was eine semantische Überlappung zwischen Adverbien und Adjektiven schafft. Durch verschiedene Tests und Beispiele zeigen die Autoren, dass sowohl das Polnische als auch das Russische Adverbien verwenden können, um partizipantenbezogene Bedeutungen zu vermitteln, wobei diese Adverbien ähnliche kontextuelle Flexibilität wie im Englischen aufweisen. Dies deutet darauf hin, dass die Unterscheidung zwischen Adverbien und Adjektiven in diesen Sprachen komplexer ist als bisher angenommen. Der Aufsatz trägt zur linguistischen Diskussion über die Funktionen von Adverbien und Adjektiven in den slawischen Sprachen bei und wirft die Frage auf, ob die traditionelle Unterscheidung zwischen diesen Wortarten in allen Kontexten angemessen ist. Die Autoren plädieren für eine differenzierte Betrachtung, die sowohl syntaktische als auch semantische Kriterien berücksichtigt, um die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten im Polnischen und Russischen vollständig zu erfassen.
The article ‘Transparent participle-related adverbs in Polish and Russian?’ by Martin Renz and Gerd Hentschel analyses the use of adverbs and adjectives in the Slavic languages, especially in Polish and Russian, and their semantic functions. The focus is on the differentiation between adverbs that describe events and those that refer to participants in an event, as well as on the question of whether there is a category of ‘transparent adverbs’ in these languages, similar to English. In the Slavic languages, especially in Polish and Russian, a distinction is made between adverbs that describe the manner of an event (event-oriented adverbs) and adjectives that describe the states or characteristics of a participant in the event (participant-oriented adjectives). While German does not make this distinction morphologically, adverbs and adjectives are clearly separated in Polish and Russian, which leads to different syntactic and semantic structures. The authors note that there are cases in Polish and Russian in which adverbs take on a participle-related function and thus function similarly to so-called ‘transparent adverbs’ in English. These adverbs not only reflect the manner of an event, but also refer to the emotional or mental state of a participant, which creates a semantic overlap between adverbs and adjectives. Through various tests and examples, the authors show that both Polish and Russian can use adverbs to convey participle-related meanings, with these adverbs showing similar contextual flexibility as in English. This suggests that the distinction between adverbs and adjectives in these languages is more complex than previously thought. The paper contributes to the linguistic discussion on the functions of adverbs and adjectives in the Slavic languages and raises the question of whether the traditional distinction between these word types is appropriate in all contexts. The authors argue in favour of a differentiated approach that takes into account both syntactic and semantic criteria in order to fully grasp the diverse expressive possibilities in Polish and Russian.
Preview
Cite
Access Statistic
Rights
Use and reproduction:
This publication is with permission of the rights owner freely accessible due to an Alliance licence and a national licence (funded by the DFG, German Research Foundation) respectively.