Der Kritiker als integrativer Sprecher : Überlegungen zur Mittlerfunktion des Kritikers im Rahmen der ersten russischen Emigration in Frankreich am Beispiel Boris de Schloezers (1881-1969)
Der Eintritt in einen neuen kulturellen Kontext impliziert für den Emigranten sehr oft eine ambivalente Position hinsichtlich der Wertschätzung der kulturellen Werte, die er zurücklässt, und derjenigen, die er in der neuen Umgebung antrifft. Diese Situation, die häufig als Zustand kultureller Heimatlosigkeit verstanden wird, kann positiv als Chance zur Synthese umgedeutet werden, wenn der Emigrant in der Lage ist, Elemente seines ursprünglichen kulturellen Erfahrungsbereichs - wenn auch in abgewandelter Form - in der Kultur seiner neuen Umgebung zu etablieren. In dieser Sichtweise sind die Tätigkeiten von Kritikern, Journalisten und Übersetzern als besondere Vermittlungsfunktionen zu sehen. Das Beispiel des Literatur- und Musikkritikers, Übersetzers und Philosophen Boris de Schloezer (1881-1969) zeigt, dass Elemente des russischen Denkens durch die kritische, übersetzende, kommentierende Tätigkeit des Emigranten in einen neuen Kontext übertragen werden und in dessen aktuelle Diskussionen einfließen können. Dabei stellt die "kritische" Tätigkeit im weiteren Sinne eine Art kulturelle Synthese her und weist dem Sprecher einen neuen, gültigen Platz innerhalb seines neuen Wirkungskreises zu.
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