Semiose des Wunderbaren in Hagiographie und Märchen : Vitae Placidae-Eustathii et Huberti und Smolíček

Die Hagiographien und auch die Märchen erzählen von Tieren, die die Gabe haben zu sprechen. Die Kategorisierung von Phänomenen wie sprechenden Tiere ist abhängig von der epistemischen Struktur der erzählten Welt. Am Beispiel der 'sprechenden Hirsche' wird skizziert, dass in der hagiographischen Literatur sprechende Tiere als Wunder berichtet werden, die entweder die Heiligkeit eines Ortes oder einer Person bezeugen sollen. Im Gegenteil, in Märchen gehören sprechende Tiere zu den Akteuren, die in der Struktur der erzählten Welt auftreten und keineswegs als Wunder bezeichnet werden. Folglich kann der semiotische Status solcher Phänomene unterschieden werden: Die Hagiographie tendiert zu symbolischer oder metaphorischer Bedeutung, Märchen zur allegorischen Bedeutung. Der Unterschied zwischen symbolischer und metaphorischer Bedeutung in der Hagiographie zeigt sich am Beispiel zwei Episoden, in denen ein sprechender Hirsch vorkommt, als ob Christus selbst sprechen würde. In Vita Placida hat der Hirsch die spezifische und kontextuell gestützte gnostische Bedeutung "Seele", während in der Vita Huberti der Hirsch durch Tragen eines kreuzähnlichen Geweihs nur eine ikonisch induzierte metaphorische Bedeutung hat. 

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